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Während im Jahre 1937 die Diffamierung moderner Kunst in der Aktion der Beschlagnahmung „Entartete Kunst“ einen spektakulären Höhepunkt erreichte, fasste Göring bei einem Besuch in Kronenburg am 9. Mai den Beschluss, eine von der Akademie unabhängige und ihm unmittelbar unterstellte Schule zu gründen. Der erste Bauabschnitt wurde am 8. Juni 1938 von ihm in Anwesenheit hochrangiger Vertreter von Partei und Regierung eingeweiht. Die weitläufige Gebäudegruppe bezog das seit 1930 als Jugendherberge dienende alte Schulgebäude mit ein: einen zweigeschossigen Bruchsteinbau auf hohem Sockel mit einem Walmdach aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Zugang durch den Hof mit Brunnen erweckt eine klösterlich beschauliche Atmosphäre. Mit dem Neubau der Schule beauftragte Göring per Erlass vom 5. Juli 1937 den Architekten Emil Fahrenkamp, einen Freund und Nachbarn Peiners in Kronenburg, der im Juli 1937 auch zum Direktor der Düsseldorfer Akademie berufen wurde.

In der zweiten Bauphase erfolgte schließlich eine enorme Verschiebung der Proportionen. Der Maßstab aller neu hinzugefügten Bauteile wurde vergrößert, sowohl für den weiteren Innenhof mit Brunnen und überdachten Säulengängen als auch für das zweigeschossige Hauptateliergebäude. An der 25 Meter langen und 8 Meter hohen Atelierwand konnte Peiner die großformatigen Kartons für die geplanten Gobelins der „Neuen Reichskanzlei“ fertigen. Zur Straße hin ist ein zweigeschossiger Bau unter einem Pultdach vorgelagert. Seine Mitte akzentuiert ein zeltdachgedeckter Turm. Durch die Höhenstaffelungen und durch die Teile in Fachwerkausführung soll die den dörflichen Kontext störende Monumentalisierung des Baus gemildert werden, während in unabgeschwächtem Gegensatz zu der sich wehrhaft zusammenschließenden Enge des Ortes die raumgreifende Weitläufigkeit der Meisterschule steht. In einem letzten Abschnitt erhielt sie im September 1939 einen Luftschutzraum.

Die Gestaltung der „Hermann-Göring-Meisterschule“ steht dem „Heimatstil“ der Gemeinschaftshäuser des Amts „Schönheit der Arbeit“ nicht fern. Die Gestaltungslösung ist nicht unmittelbar aus regionalen Bautraditionalen der Eifel herzuleiten, sondern kombiniert landschaftsübergreifend Elemente, die mit der Anmutung von Erdverbundenheit und Geborgenheit verknüpft sind. Vorbildhaft ist auch der englische Landhausstil. Die Ausführung des großen Ateliers in Fachwerk und unter einem Satteldach ist in dieser Größenordnung ungewöhnlich. Die Betonung des Handwerklichen in Bruchsteinmauern und Fachwerk, in Werksteingewänden und schmiedeeisernen Gittern ist jedoch programmatisch zu verstehen.